Plugin filtert Kinderarbeit

aVOIDplugin
Filter für Gut und Böse – wenn es nur so einfach wäre, eine solche Datenbank zu unterhalten

Die Browser-Erweiterung (Plugin) aVOID sorgt dafür, dass bei einigen der grössten Online-Handelsplattformen für Bekleidung die Produkte der Unternehmen, die Kinderarbeit unterstützen, nicht angezeigt werden. Das Plugin greift dabei auf die Datenbank der Initiative Aktiv gegen Kinderarbeit (dahinter steht der Verein EarthLink) zu. Dort sind bisher 152 Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, England und den USA gelistet, von denen einige Kinderarbeit zulassen, oder sich nicht klar zum Thema Kinderarbeit äussern. Nach Aussagen des Plugin-Anbieters werden bei den Online-Händlern Asos, Yoox, Amazon, Target, Macys, Zalando, Google Shopping, Frontlineshop und Otto insgesamt 1,2 Millionen Artikel nicht angezeigt, wenn das Plugin installiert ist. Kinderarbeit ist insbesondere in der Bekleidungsindustrie eine leider immer noch weit verbreitete Produktionsform. Es wird geschätzt, dass weltweit 215 Millionen Kinder unter 15 Jahren zur Arbeit gezwungen werden. Allerdings wächst heute durch zunehmende Transparenz im Web der Druck auf die Unternehmen Kinderarbeit zu unterbinden. Oliver Kießling von EarthLink sagt dazu:

“Die Sorge um das eigenen Image führt bei großen Unternehmen zu verstärkten Bemühungen im Kampf gegen Kinderarbeit. Die meisten großen Firmen haben mittlerweile entsprechende Corporate-Responsibility-Vorgaben oder sogar eigene Verhaltenskodizes. Die Kontrolle wird vielerorts von den Firmen selbst übernommen. Hier wäre eine unabhängige Kontrollinstanz wünschenswert. Die Konsequenzen bei Verstößen durch Handelspartner reichen von Korrekturmaßnahmen bis zum Abbruch der Geschäftsbeziehungen.“

Die Idee eines solchen Filters, der die Konsumenten beim verantwortungsvollem Online-Shopping unterstützt, ist grandios. Allerdings ist das Ganze nur dann sinnvoll und fair den Unternehmen gegenüber, wenn die Qualität der Datenbank stimmt. Beim Blick in die „Aktiv gegen Kinderarbeit“-Liste kommen da doch Zweifel auf, da einige Daten oberflächlich erhoben sind. Wenn die Wirkung des Plugins für gefilterte Unternehmen von Bedeutung ist, tun sie gut daran, dafür zu sorgen, dass die Angaben aktualisiert werden. Es wird bei diesem Beispiel deutlich, welche Rolle Filter und Suchmaschinen im Netz einnehmen und welche Verantwortung den Anbietern zufällt.

Alexandre Robert