Nestlé setzt auf Dialog im Netz

NestleMarktplatz
Nach dem Social Media Debakel 2010 betreibt Nestlé seit einem Jahr eine eigene Plattform

Zunächst einmal alles Gute zum ersten Geburtstag. Das, was da vor einem Jahr das Licht des Webs erblickte, hat sich ganz anständig entwickelt. Der von Nestlé Deutschland betriebene Marktplatz stellt eine Mischung aus Onlineshop sowie Informations- und Dialogplattform dar. Nestlé in den sozialen Medien? Da denkt man doch zunächst einmal an das Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte (siehe dazu Have a break). Aber wie so oft, kann eine Krise der Beginn für etwas Neues sein. Der weltweit grösste Lebensmittelkonzern hat ein ordentliches Social Media Budget bereitgestellt, um das lädierte Image wieder aufzuwerten. Der Einsatz hat sich bisher gelohnt. Von Anfang an wurde in den Dialog-Bereichen der Plattform schnell, in adäquater Weise und professionell auch auf kritische Äusserungen reagiert. Auf die Frage, warum man Kommentare zunächst unkommentiert zulässt, und sie erst im Nachgang moderiert, antwortete Projektleiter Dr. Alexander Decker in einem Interview mit absatzwirtschaft.de im schönsten Marketingsprech:

„Wir haben Themen wie zum Beispiel das nachgelagerte Moderieren im Unternehmen richtig durchgetankt. Wir sprechen immerhin vom größten Lebensmittelhersteller der Welt, einem Konzern. Wir sind als Team mächtig stolz, weil wir mit sieben Leuten so ein Unternehmen wie Nestle auch rocken. Das ist eine komplett neue Denke für ein solches Unternehmen. Um die Frage zu beantworten: Es hat sich gelohnt und es bleibt so.“

Alles klar? Wie auch immer, es ist erfreulich, wenn auch gewagt, weiss doch keiner, was in der digitalen Welt noch so alles passieren wird. Auf jeden Fall hat die Initiative auch von ganz oben ihren Segen erhalten. Der Vorstandsvorsitzende von Nestlé Deutschland Gerhard Berssenbrügge bekräftigt in einem Videointerview (0:42 – 1:05) wie wichtig der Dialog mit Verbrauchern „heutzutage“ ist:

„Die wesentliche Motivation für uns bestand darin, mit dem Verbraucher einen Dialog einzugehen. In der Werbung kommunizieren wir ja nun direkt, dort besteht ja keine Chance, dass der Konsument mit uns sprechen kann. Wir glauben aber, dass Offenheit und Dialog ein wesentlicher Teil heutzutage ist, den man auch anbieten muss.“

Das Statement zur Unternehmenskommunikation kam ihm etwas holprig über die Lippen, aber es ist schön, wenn digitale Spätimmigranten dazulernen. Auch im Rahmen der von foodwatch.de laufenden Kampagne Zucker runter Nestlé findet sich im Blog des Marktplatzes ein Beitrag, der im Namen des Vorstandsvorsitzenden geschrieben wurde. Sehr authentisch wirkt der nicht, aber bloggende Chefs sind ja auch noch eher selten, und was nicht ist, kann ja noch werden (siehe dazu CEOs, Social Media und CSR).

Alexandre Robert